Propaganda. Und Journalismus.

Ein lokalpolitisches Thema von erheblicher Brisanz geht in Nürnberg um. Die Zeitungen berichten. Die eine steht im Rufe einer bedingungslosen Loyalität zum Oberbürgermeister, solange er der SPD angehört. Die andere hat sich den Ruf erarbeitet, sachlich und objektiv zu berichten (natürlich: Menschen sind nie ganz objektiv, aber sie können sich darum bemühen). Hier geht es nun nicht so sehr um dieses Thema selbst, sondern lediglich über die Berichterstattung der beiden lokal führenden Zeitungen.

Woran erkannt man redlichen Journalismus einerseits, woran erkennt man Tendenz, Propaganda, Lohnschreiberei? Manchmal genügen zwei Worte.

Der „Südpunkt“ ist ein Veranstaltungsraum im – na klar – Süden der Stadt. Dort trafen sich, unter der Woche und abends, vier Politiker (SPD, CSU, GRÜ, FW), um öffentlich darüber zu diskutieren, ob Nürnberg künftig einen gewählten Baureferenten braucht oder ob dessen Kompetenzen großteils vom Oberbürgermeister wahrgenommen werden sollen. Das klingt nun nicht nach einem harten oder sexy Thema, sondern nach reichlich trockener Verwaltungsreform, mit der man kaum jemanden hinter dem Ofen hervor und in den Südpunkt hinein locken kann. Sollte man meinen. Und so schreibt denn auch (die für ihre unlautere Einseitigkeit allzu bekannte) Claudine Stauber vom „mäßig besuchten“ Südpunkt. Wer ein wenig Erfahrung mit solchen Veranstaltungen hat, der wird dabei an fünfzehn, zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Besucher denken. So also das, was Claudine Stauber in den Nürnberger Nachrichten – NN – vom 21. April 2012 schreibt.

Weil man ja in dieser Stadt mit ihrem SPD-Werbeblättchen NN, das keine echte Zeitung ist, sondern nur Zeitung spielt, so manches gewöhnt ist, greift man zur Nürnberger Zeitung – NZ. Dort stehe zuweilen etwas, was die NN nicht bringt – weil es ihr nicht paßt. Und dort ist am gleichen Tag von der gleichen Veranstaltung zu lesen: „Gekommen waren 180 Interessierte…“

Ja, da muß man doch fragen: war Claudine Stauber überhaupt auf der Veranstaltung? Oder vielmehr: war sie auf der gleichen Veranstaltung? Vielleicht hat sie die SPD-Ortsverbandssitzung, bei der sie darüber informiert wurde, was sie zu schreiben hat, mit ihren fünfzehn Besuchern für die Veranstaltung gehalten, über die sie zu berichten hat? Merkt denn bei den NN nicht einmal mehr der CvD, daß es in Nürnberg mit der NZ, der AZ und der BILD noch drei andere Zeitungen gibt, die nicht wie die NN sich ihre Sprachanweisungen aus dem Oberbürgermeisteramt und dem SPD-Haus holen? Oder hat Claudine Stauber beschlossen, auf eine feinsinnige Art den Nürnbergern mitzuteilen, daß man in lokalpolitischer Berichterstattung den NN nichts, aber auch gar nichts glauben darf?

Das wäre nicht nötig gewesen, Frau Stauber. Das wissen wir schon.

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