Danke, Rolf Hochhuth

Danke – hierfür: http://www.welt.de/kultur/article106265580/Rolf-Hochhuth-verlaesst-Akademie-der-Kuenste.html

Was immer seinerzeit mit Irving war, sei vergessen. Im Alter wird der eine wieder das, was er mal war, der Grass, der andere aber bewahrt sich seine klare Sicht.

Chapeau!

Tag der Nationalen Arbeit

von André Freud

Ja, unsere Nazis – die wußten, wie man feiert. Da war nichts mit Bockwurst & Bier, wie in der Republik von Weimar. Nazi-Parties, die machten was her. Der deutscheste aller Feiertage ist natürlich einer, der seit 1933 Feiertag ist. Das nach 1945 zu hörende Gefasel von der in-ter-na-tio-na-len So-li-da-ri-tät ist nicht sonderlich ernst zu nehmen, wie jeder weiß, der sich erinnert, daß derlei vor allem in der DDR besungen wurde, die realiter ein eher völkisch organisierter Staat mit Internationalität als aufgesetzter Camouflage war, damit man wenigstens von Staatsführern aus Mozambique und Terroristenführern wie Arafat akzeptiert wurde, und in gewissen Kreisen der Bundesrepublik Deutschland, wo man mit Internationalität natürlich und wie selbstverständlich eben nicht andere Staaten, andere Nationen, andere Kulturen meinte, sondern stets und ausschließlich diejenigen, die für die gleichen politischen Ziele standen – wofür man bereit war, gnädig darüber hinwegzusehen, daß die „ausländisch“ waren und aus Gründen vorgetäuschter Solidarität ein Versatzstück diese Freunde in die eigene, ideologisierte Kleidung integrierte. Deswegen gehörte Nord-Vietnam zu den Staaten, mit denen „man“ solidarisch war (aber Süd-Vietnam natürlich nicht), oder Kuba nach 1959 (aber natürlich nicht zuvor). Es wird halt viel gelogen.

„Vor allem jener 1. Mai war wie kein anderer Tag [Goebbels‘] ureigene Schöpfung. Bald dachte niemand mehr an Klassenkampf und rote Nelken, wenn er im Volkstrubel den ganzen Tag aufmarschierte und feierte. An Stelle von düster-aufwühlerischem Sozialgroll exerzierte Goebbels die ‚verschworene Volksgemeinschaft‘. Im übrigen hatte erst er das 1919 von der Sozialdemokratie Versäumte nachgeholr: der 1. Mai war zum Staatsfeiertag erhoben worden.“ (Helmut Heiber: Joseph Goebbels)

Heute stehen zwar noch ein paar Rentner auf den 1. Mai-Veranstaltungen herum und gedenken seliger Arbeiterromantik, als der Arbeiter noch etwas galt, als sie noch viele waren, einen starken Arm hatten, die Politik aller Farben sich um sie bemühte. Ach, vorbei – tempi passati, vergangene Zeiten. So etwas wie „den deutschen Arbeiter“ gibt es kaum noch. Aber den Feiertag, den hat man erhalten. Nicht zum Gedenken – nein, als Jour fixe für eine Generation, die sich sonst kein Datum, keinen Tag merken kann.

Da kommen sie nun also aus ihren Höhlen. Es gibt so einen bestimmten Typus sozial randständiger Menschen, die man nur zu bestimmten Gelegenheiten sieht. Etwa bei Volksfesten – da tauchen sie manchmal auf, die als coole Lone-Rider auftretende Sonderlinge, mit Wasser-gekämmten Haaren. Am 1. Mai ist es der moderne SA-Mann, der um Aufmerksamkeit buhlt, der maskierte Antifa-Schläger, der „ACAB“-Terrorist, der – natürlich – Antisemit, der primitive Gewalttäter, der wirklich von einer der dämlichsten existierenden Überzeugung durchdrungen ist, nämlich daß der (angeblich) gute Zweck seine Gewalt heiligt. Das glaubten sie schon immer, diese perversen Zwangsmenschheitsbeglücker, und es war ihnen egal, wie viele Menschen sie durch einen Fleischwolf drehten.

Die romantischen Erinnerungen der alten Arbeiterrechtler, die in den 50ern und 60ern vieles für die damals noch große Gruppe der Arbeiter durchsetzten, dienen nur noch als billige Kulisse für das perfide Spiel jener, denen es hierzulande einfach zu gut geht.

 

Bild: Deutsches Historisches Museum DHM, Berlin