Keine Antisemitin! (6)

Der Iran will die Atombombe. Er will Israel vernichten – er will die Atombombe wirklich benutzen, sagen die einen. Macht doch nichts, sagen die anderen. Und dann kommen die Sekundanten der Verharmloser daher. Alle Welt berichtet, daß Irans Präsident Ahmadinedschad gefordert habe, Israel von der Landkarte verschwinden zu lasssen. Das nahm man allgemein als Kriegs- und Vernichtungsdrohung. Alles Unfug, sagte die oben abgebildete Amirpur: der Ahmadinedschad will doch nur spielen. Der hätte nämlich, so die Expertin Amirpur, lediglich gefordert, das „dieses Besatzungsregime von den Seiten der Geschichte verschwinden muß“. Daß das inhaltlich keinen Unterschied darstellt, erkennt jeder, der lesen kann. Was Expertin Amirpur macht, ist folgendes: sie übersetzt Worte aus Farsi ein wenig anders, damit eine andere Interpretation des Inhalts möglich wird. Möglich – aber keineswegs naheliegend oder gar zwingend. Sie aber tut so, als müsse man jedes Wort dieses Völkerschinders aus Teheran mit dem Höchstmaß an gutem Willen interpretieren. Warum man eines Massenmörders – denn das ist Ahmadinedschad, vor allem an der eigenen Bevölkerung – Worte mit gutem Willen interpretieren muß, erklärt die famose Sprachinterpreteuse Amirpur nicht.

Auf die gleiche Art hat sich schon mal einer verteidigt, wie hier am Stück nachzulesen ist:

Mr. Dodd: „Wir wollen nur die Bedeutung des Wortes »Ausrottung« feststellen. Sie stimmen also mit mir überein, daß es »ausrotten« »fortwischen« oder »abtöten« bedeutet. Das ist der Ausdruck, den Sie in Ihrer Besprechung mit Hitler gebraucht haben.“

Rosenberg: „Hier habe ich wieder andere Übersetzungen gehört, die wieder neue deutsche Worte gebracht haben, so daß ich nicht feststellen kann, was Sie im Englischen damit ausdrücken wollen.“

Mr. Dodd: „Ist Ihre hier vorgebrachte scheinbare Unfähigkeit, sich mit mir über dieses Wort zu einigen, tatsächlich Ihr voller Ernst, oder wollen Sie nur Zeit verschwenden? Wissen Sie nicht, daß es in diesem Gerichtssaal viele Leute gibt, die deutsch sprechen und wissen, daß das Wort »fortwischen« »aus der Welt schaffen« bedeutet?“

Rosenberg: „Es bedeutet »überwinden« einerseits, es bedeutet die Anwendung nicht auf Einzelpersonen, sondern auf juristische Personen, auf bestimmte geschichtliche Überlieferungen. Es ist ja auch auf der anderen Seite dieses Wort auf das deutsche Volk gemünzt worden, und wir haben ja auch nicht geglaubt, daß nunmehr daraus die Konsequenz gezogen würde, 60 Millionen Deutsche zu erschießen.“

Mr. Dodd: „Ich will Sie daran erinnern, daß diese Rede, in der Sie das Wort »Ausrottung« gebrauchten, etwa sechs Monate nachdem Himmler an [den Kommandanten des KZ Auschwitz, Rudolf] Höß, der als Zeuge hier vernommen worden ist, den Befehl zum Beginn der Ausrottungsaktion gegen die Juden gegeben hatte, verfaßt worden ist. Das entspricht doch den Tatsachen, nicht wahr?“

Rosenberg: „Nein, das stimmt nicht…“

Mr. Dodd: „Die Juden wurden doch tatsächlich damals und später in den besetzten Ostgebieten ausgerottet, nicht wahr?“

Rosenberg: „Da darf ich vielleicht zum Wortlaut sagen: Es ist auch hier von der Ausrottung des Judentums die Rede; »Judentum« und »der Juden« ist ja auch noch ein Unterschied.“

Mr. Dodd: „Ich habe Sie eben gefragt, ob zu jenem Zeitpunkt und später in den besetzten Ostgebieten, die unter Ihrer Verwaltung standen, Juden tatsächlich ausgerottet wurden. Wollen Sie mit Ja oder Nein antworten?“

Rosenberg: „Jawohl…“

So erbärmlich der Versuch Rosenbergs anmutet, sich aus seinem Teil der Verantwortung hinfortzustehlen, so sehr erinnert diese Erbärmlichkeit an die der Frau Amirpur. Der einzige wirkliche Unterschied besteht darin, daß die Nazis die Juden in ihrem Machtbereich bereits ausgerottet hatten, als das Gespräch zwischen dem einstigen Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, Alfred Rosenberg, und seinem Ankläger geführt wurde – während Amirpur den willfährigen Lautsprecher für einen macht, der erst noch zum Judenvernichter werden will.

Ein anderer Unterschied besteht darin, daß nach dem Zweiten Weltkrieg die Vertreter der SPD großteils den Antisemitismus verurteilten. Heute sind die Burschen so blind oder blöd, daß sie keinen Antisemitismus mehr zu erkennen vermögen, selbst wenn er von wackeren SS-Männern oder Hamas-Terroristen vertreten wird. Da erkennen Sigmar Pop-Siggi Gabriel oder Wolfgang Grass ist doch kein Antisemit Thierse keinen Antisemitismus, obwohl alle Welt ihn aus jedem Wort Grassens triefen sieht, das er sich aus dem alten, seinem Jugendglauben treu gebliebenen Hirn gequetscht hat.

Und von eben dieser SPD wurde diese Person Amirpur in die Der Islam gehört zu Deutschland-Bundesversammlung entsandt. Das paßt!

Das alles ist der ganz normale Wahnsinn, von der Blindheit gegenüber Antisemitismus unserer billigen, wertelosen Opportunisten à la Gabriel über die Hetzpropaganda der Amirpur, die auf dreiste Art lügt, um ihren Helden Ahmadinedschad zu verherrlichen und alle, die sich Sorgen um Israel machen, zu Hysterikern zu erklären.

Wirklich bedenklich ist vor allem eines: Wie Henryk M. Broder mehrfach dargestellt hat, hat sogar die staatliche iranische Propaganda Ahmadinedschads Worte so übersetzt, wie alle Welt außer der Propagandafrau Amirpur es tut: „Israel must be wiped off the map“. Da steht nichts von „Seiten der Geschichte“ und dem anderen Gesülze, das uns Amirpur servieren will. Wenn – unter anderem – die SPD der „Expertin“ Amirpur tatsächlich glaubt und vertraut, dann freuen sich Streicher, Rosenberg und Ahmadinedschad. Und Heydrich beruft schon mal eine Sitzung mit anschließendem Frühstück am Großen Tigris 56-58 ein.

Es stimmt schon: die deutsche Erinnerungskultur würde am liebsten jedem toten Juden eine eigene Gedenkstätte errichten. Und jedem lebenden auch?

Bilder: Wikimedia Commons (Amirpur), US Library of Congress (Rosenberg vor dem IMT)

17 Responses to Keine Antisemitin! (6)

  1. freudefinder says:

    mich hat dieser simple facebook Aufruf begeistert „israel loves iran“ http://www.facebook.com/israellovesiran, der eine Welle der begeisterten Anhänger aus aller Welt gefunden hat. Unvorstellbar was da passiert

  2. Seen says:

    Es ist wirklich unglaublich, wie sehr der Mythos dieser falschen Übersetzung schon in der deutschen Öffentlichkeit verankert ist. Wie Sie schon dargelegt haben hören sich die Erklärungsversuche der Frau Amirpur extrem an den Haaren herbeigezogen an. Selbst wenn es heißen würde Israel müssen von den Seiten der Geschichte verschwinden. Wer kann ernsthaft behaupten, dass das inhaltlich einen Unterschied macht? Und was ist mit den anderen Zitaten von Ahmadinedschad?

    Iran will israel „auslöschen“
    http://www.welt.de/politik/ausland/article13567609/Mahmud-Ahmadinedschad-will-Israel-ausloeschen.html
    http://derstandard.at/1313025179490/Ahmadi-Nejad-Iran-wird-Israel-ausloeschen

    Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad sagte in einem Fernsehinterview, Israel habe erneut sein „wahres Gesicht“ gezeigt. „Wie ein Krebsgeschwür, das sich im Körper ausbreitet, infiziert dieses Regime jede Region“, sagte Ahmadinedschad. „Es muss aus dem Körper entfernt werden“.
    http://www.welt.de/politik/ausland/article13373683/Ahmadinedschad-beschimpft-Israel-als-Krebsgeschwuer.html

    “Wenn das zionistische Regime die von ihm in der Vergangenheit gemachten Fehler wiederholen will, dann wird dies zu seinem Untergang und zu seiner Vernichtung führen … Mit der Hilfe Allahs wird der neue Nahe Osten ein Naher Osten ohne Zionisten und Imperialisten sein.”
    http://www.haaretz.com/news/ahmadinejad-arab-world-will-usher-in-new-mideast-without-zionists-1.263739

    “Heute ist es klar, dass Israel das am meisten gehasste Regime in der Welt ist … Es ist seinen Herren [im Westen] nicht mehr von Nutzen. […] Mit der Gnade Allahs wird dieses Regime vernichtet werden, und die Palästinenser und andere Nationen in der Region werden sich seines schädigenden Einflusses entledigen.”
    http://frontpagemag.com/2010/05/04/ahmadinejad-swaggers-at-the-un/

    Sind das auch alles Übersetzungsfehler? Oder Erfindungen der gleichgeschalteten Medien?

    • maziarworld says:

      Der Ahmadinejad ist selbst ein Übersetzungsfehler:-)
      Aber das Problem ist viel schichtiger als ein Übersetzungsfehler. Über 33 Jahren versuchen dei Demokraten den Westen dazu zu bewegen Mullahs Regime wegen Verhaftung, Folter und Ermordung der Menschen anzugehen und die Mullahs bekommen alles, wenn sie Öl billig liefern.
      Jetzt kommt ein Übersetzungsfehler hier und sagt etwas, nun will man Iran Bombardieren, nicht weil das Regime die Menschen verhaftet, foltert und ermordet, nein, weil sie Urananreichern. Und Sie wissen auch ganz genau, dass wer bombardiert wird! Nicht die Mullahs und deren Palaste, sondern die Menschen. Dies haben wir auch im ersten und zweiten Irakkrieg gesehen, als reden Sie Tacheles und nicht um den Brei herum.
      Wo sind die Gelder der Mullahs und Regimeangehörigen?
      Hören Sie doch auf. Schmeißen dort Atombombe, dass Sie ruhiges Gewissen haben.

  3. l1werner says:

    Die Leute, die der Amirpur glauben, glauben der Welt nicht und der Haaretz schon mal gar nicht. Und als ich so jemandem die IRIBnews Seite zeigte bekam ich zur Antwort: „Ein Übersetzungsfehler ist auch dann ein Übersetzungsfehler wenn er auf einer iranischen Seite erscheint.“
    Da fällt einem dann nichts mehr ein.

    • freudgermany says:

      Doch, dazu fällt mir etwas ein – zweierlei:
      1. Der Antisemit hat kein Problem mit den Juden – er hat ein Problem mit sich selbst
      2. Da Antisemitismus eine irrationale Wahnvorstellung ist, kann man ihm mit Rationalität nicht beikommen.

      • l1werner says:

        Lobotomie und die für eine offensichtlich notwendige Massenlobotomie notwendige Ausbildung professioneller Lobotomoren mit Jagderlaubnis auch in Städten wäre eine Maßnahme.

  4. Pingback: Stoff für’s Hirn « abseits vom mainstream – heplev

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