Das kleine abc des Nationalsozialisten

Logo der syrischen NSDAP-Schwester SSNPJürgen Todenhöfer, Nazi-Unterstützer

Der Zeitgenosse auf diesem Bild wird heuer 72. Nein, das Bild ist nicht ein paar Jahrzehnte, sondern nur vier Jahre alt; vielmehr trimmt sich der Kerl gerne auf jung, wie es scheint. Es handelt sich dabei um Jürgen Todenhöfer. Wer ihn nicht kennt, muß sich den Namen nicht mehr merken; der Mann hat abgewirtschaftet bis zum Gehtgarnichtmehr. Aber als Type, als Ausscheidungsprodukt gefährlicher Zeitläufte, als Schmock vom Dienst ist dieser Jürgen Todenhöfer bemerkenswert und darf sich einer kurzen Behandlung hier erfreuen.

Das Todenhöfer will mitspielen, bei all den Großen. In Deutschland gilt der alte Fahrensmann noch etwas, er wird noch halb aus dem Grabe in ein Fernsehstudio gezerrt, damit er in kaum verständlichem Genuschel dem staunenden Dummbeutel erklärt, wie die Welt funktioniert. Nun sind schon diejenigen Fossile, die vom Halbbildungspöbel als „große Nummern“ anerkannt werden wie etwa Peter Scholl-Latour, von arg begrenztem Wert: sie wissen ja kaum etwas zu sagen, außer anzugeben, bis die Schwarte kracht: bei wem sie schon alles auf dem Sofa saßen, daß sie – und sie alleine – wissen, wie der Weltfrieden geht, daß die Amis blöd sind und so weiter. In dieser Liga will nun einer mitspielen, der ein Buch mit dem schönen Titel „Ich denke deutsch“ verfaßt hat, eben der Todenhöfer Jürgen. Was qualifiziert ihn dazu?

Zunächst einmal kennt der Bub sich aus. Das weiß schon der syrische Präsident Assad, denn eine seiner Beraterinnen, Sheherazad Jaafari, pries Todenhöfer als „the German thinker“. Wenn das mal keine Qualifikation ist! Und da ist noch mehr. Todenhöfer hat Fachwissen. So weiß er, daß die syrische Partei SSNP „gemäßigt“ ist. Die SSNP hat ein Hakenkreuz-ähnliches Symbol (siehe oben), und das ist kein Zufall. Sie ist so antisemitisch wie Julius Streicher, so anti-israelisch wie Ahmadinedschad, und da kommt der Todenhöfer daher und hat tatsächlich die Chuzpe, von dieser Partei als „gemäßigt“ zu reden. Da fühlt man sich direkt aufgefordert, eine andere „gemäßigte“ antisemitische Partei unter die Lupe zu nehmen, aus Vergleichszwecken: um einmal zu überprüfen, wie das bei denen lief, damit man versteht, was bei Todenhöfer & Co. heute läuft. Und da fällt nicht nur auf, daß, von Antisemit zu Antisemit, von Nazi zu Nazi, man sich gegenseitig bescheinigt, daß man selbst doch nichts anderes als normal sei. Das ist halt so, im Milieu. Wenn drei Prostituierte sich auf einen Café treffen, dann bestätigen sie sich schon durch die Tatsache als solche, daß ihr Dasein als Huren etwas normales sei. Wenn im Innenhof einer JVA ein Halbdutzend Drogenhändler beieinander stehen und Knastgespräche führen, dann glauben diese Leute vielleicht, daß ihr Dasein als Gefängnisinsassen, ihr Dasein als Drogendealer etwas normales sei. Wenn man innerhalb des eigenen Milieus bleibt, bemerkt man manchmal gar nicht, wie abartig das eigene Milieu ist (mit der Bitte um Pardon an alle Prostituierten, die das vielleicht lesen: es mag diese Tätigkeit ja nicht toll sein, aber mit Dealern oder Nazis auf eine Stufe gestellt zu werden, war nicht gewollt noch beabsichtigt). Und dann glaubt eben der Todenhöfer, daß die SSNP eine „gemäßigte“ nationalsozialistische Partei sei – ja, dafür steht die Abkürzung: SSNP = Syrian Social Nationalist Party. Gut, zugegeben, sie nennen sich Sozialnationialisten und nicht etwa Nationalsozialisten; das dürfte aber nicht irritieren: man weiß, woran man da ist. Die „Hymne“ der Partei heißt übrigens „Syria, Syria, über alles“, und wird zu den Klängen des Deutschlandliedes gesungen. Und das eben ist das kleine abc des Nationalsozialisten: der Versuch, das Unmenschliche als eine Anschauung unter vielen in den politischen Diskurs einzufügen. Es ist übrigens auch der Titel einer kleinen Schrift des Joseph Goebbels aus den späten 1920er Jahren.

Famos, Du Todenhöfer, was Du so alles unter gemäßigt subsumierst! Ich möchte von diesem Zeitgenossen gar nicht mehr wissen, wen er noch alles für gemäßigt hält – Göring womöglich, weil der sich im November 1938 bei Hitler über die vor allem von Goebbels angestiftete Reichskristallnacht beschwerte (nein, nicht der Juden oder der abgebrannten Synagogen wegen – Göring tat es um das viele, zerschmissene Glas leid…), oder Himmler vielleicht, der doch im Dezember 1944 die Vernichtungen anhalten ließ, weil er ein Verhandlungsgut haben wollte – nein, es ist nicht zweckmäßig, das Todenhöfer danach zu fragen. Es sollte mal lieber erklären, wen es für nicht gemäßigt hält. Amon Göth? Julius Streicher? Robert Ley? Hermann Frank?

Schade, schade, daß Herbert Wehner nicht mehr lebt. Der hat dem Todenhöfer bei seinem besseren, seinem eigentlichen Namen genannt: Hodentöter.

Git Schabbes.

Idee und etwas Material zu diesem Beitrag entnahm ich dem WADIBlog von Thomas von der Osten-Sacken: http://www.wadinet.de/blog/?p=8761
Dort auch weitere Links zur SSNP.
Zum SPIEGEL-Artikel mit den gehackten Assad-eMails: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,821618-4,00.html
Zur Person und zum Zitat von Herbert Wehner: http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Wehner / http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Wehner#Rhetorik
Zur SSNP hat die deutsche Wikipedia nichts, aber es gibt ja noch die englischsprachige: http://en.wikipedia.org/wiki/SSNP#Criticism
Bilder: Wikimedia Commons

14 Responses to Das kleine abc des Nationalsozialisten

  1. frauschmockheim says:

    Es ist schon unglaublich wie manche Menschen sich treubleiben – ich fand den Typ schon vor
    über 30 Jahren zum Kotzen.Widerliches,asoziales Gutmenschenpack !
    Trotzdem-vielen Dank für den Artikel.You make my day !

  2. unermuedlich says:

    Heinrich Böll sagte einmal, Todenhöfer kritisierend, sinngemäß folgendes: Wenn eine Figur wie der Todenhöfer in einem Roman auftauchte und man gäbe ihm auch noch diesen Namen, wäre der Autor völlig unglaubwürdig.

    • freudgermany says:

      Schade – das hätte ich gerne schon gewußt, als ich diesen Beitrag schrieb. Herzlichen Dank für den Hinweis; möglicherweise muß dieser Herr noch einmal abgehandelt werden…

  3. Dr. Doornkaat says:

    Immer wenn Jürgen „The Witling“ Todenhöfer in einer Talkshow auftaucht, um mit seinen Kenntnissen über die arabische Welt zu glänzen, dauert es keine Minute, bis ich mich frage, ob ich eigentlich der Einzige bin, der den Kappes, den er absondert, als solchen erkennt. Es tut gut, hier zu lesen, dass da durchaus noch andere sind.

  4. Während man für einen einen Propaganda-Besuch von Jörg Haider scheinbar tief in die Tasche greifen musste, gibt es jedoch auch “echte Idealisten”, die aus reiner Überzeugung Terror- und Folter-Regime unterstützten:

    Jörg, der Opportunist – Jürgen, der Idealist

  5. Robert Hagen says:

    Um mit Herbert Wehner zu sprechen: Herr Hodentöter.

  6. W. Caldonazzi says:

    Schade, dass ich nicht schon früher auf deinen Blog gestoßen bin. Schon dein Motto ist mir wie aus der Seele geschrieben. Es verträgt sich gut mit meinem: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.

    Wie du den Shmok Todenhöfer zerlegst, könnte von mir sein, wenn ich denn so gut schreiben könnte, wie du.

    Ab jetzt werde ich hier regelmäßig vorbeischauen. Es baut einen richtig auf, wenn man merkt, dass man seine Gedanken über Gott und die Welt nicht ganz alleine vor sich hin sinniert.

    Und dann erst deine Götz Aly-Analyse! Mir fehlen die Worte!

    Am Israel Chai

  7. AMC says:

    Ich schließe mich den Vor-Schreibern an. Eins muss man aber Schmock Todenhöfer lassen: er stellt sich so schmierig dar, wie er ist.

  8. Ihre Polemik – schön und gut! Aber den Vergleich und Erklärungsversuch mit den Prostituierten hätten sie sich ersparen können. Da haben für meinen Geschmack übelst daneben gegriffen.

    • freudgermany says:

      Das Erklärungsmuster, wie es dazu kommt, daß man sich in definierten Milieus als „normal“ vorkommt, obwohl man es nicht ist, und sich gegenseitig dieser vermeintlichen Normalität versichert, halte ich gerade bei Antisemiten für wichtig. Wenn Sie mir da nicht zustimmen mögen, dann ist das Ihr gutes Recht.
      Was nun aber die Prostituierten betrifft: ich habe doch im Text deutlich gemacht, daß ich sie für gesellschaftlich weit weniger schlimm erachte als Drogendealer oder Antisemiten; was bleibt denn da noch an Vorwurf übrig?

  9. Gregor von Pfoten says:

    Wie schön glaubwürdig doch die Quellen Wikipedia oder irgendein BlogXY sind. Toll! Sehr gut gemacht! Auch würde ich alles, was in den Zeitungen steht, niemals hinterfragen, denn was da steht ist immer wahr! Nicht wahr? Toll, wirklich, ich bin von diesem Beitrag begeistert!

  10. Gregor von Pfoten says:

    Ach, damit ich nicht falsch verstanden werde! Auch für mich ist Herr Todenhöfer ein Idiot! Alles Gute, GvP

  11. Günther says:

    Meinungsvielfalt ist ein hohes Gut unserer Gesellschaft. Bei den Angaben über die SNNP muss ich Sie allerdings auf einen grundlegenden Fehler aufmerksam machen. Bei der Partei, die Sie beschreiben, handelt es sich nicht um die gleiche, die Herr Todenhöfer als Quelle verwendet hat. Es handelt sich um zwei verschiedene Parteien, die seit 1957 !!! voneinander getrennt agieren, zwar unter dem gleichem Logo und Namen arbeiten, aber sich gänzlich unterscheiden.Die Partein bestehen aus verschiedenen Hauptquartieren und anderer Leitung und Mitgliedern und richten sich an verschiedene politische Visionen.. Hintergrundwissen bleibt leider, wie Sie deutlich machen, nicht jedermanns Fleiß.
    Auch der TAZ ist dieser Fehler unterlaufen. Am folgenden Tag musste sie deshalb eine Korrektur mit Entschuldigung drucken.

    • freudgermany says:

      Richtig ist, daß es zwei SSNP gibt, mit dem gleichen Hakenkreuz-ähnlichen Symbol.
      Daß die beiden Parteien sich inhaltlich unterscheiden, ist eine unbewiesene These.
      Der Fehler liegt natürlich bei Todenhöfer. Wenn er eine mit Hakenkreuz und „Über alles“-Hymne ausgestattete Partei als „gemäßigt“ bezeichnet, hat der Mann ein Problem.

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