Eine Diskussion auf dem hochlöblichen Blog von Thomas v. d. Osten-Sacken zwingt mich nachgerade, meine dortige, letzte Replik hier einzustellen. Freilich habe ich sie, um nicht die vorangegangenen Texte ebenfalls hier zu übernehmen, entsprechend überarbeitet. Wer das Ganze im Original lesen will, kann das hier http://www.wadinet.de/blog/?p=2588 gerne tun.
Ist der Islam eine Religion? – Weitere Gedanken
Man fordert Religionsunterricht durch theologisch qualifiziertes Personal auch für Moslems. Wer sollte etwas dagegen haben? Wenn diese Lehrer auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen und entsprechend unterrichten – gerne.
Das Grundgesetz beruht – nebst vielen anderen Quellen – zwar auf abrahamitischer Religionssicht, nennt aber nirgends das Christentum. Feiertage etc. sind nicht im GG geregelt. Da das GG die Religionsfreiheit bestimmt – allerdings nicht nur die aktive, sondern auch die passive, also das Recht eines jeden, vor religiöser Indoktrination geschützt zu werden – ist es über jeder Religion positioniert, und nicht darunter. Es gibt aber – wer würde das bestreiten – relevante Bestrebungen, das Grundgesetz auszuhöhlen und unter eine Religion zu stellen. Und gucke mal einer an – diejenigen, die solche Absichten haben, heißen weder Benedikt XVI. noch Margot Käßmann, und diese Religion ist nicht das Christen- oder Judentum, sondern der Islam.
Niemand bestreitet die seinerzeitige Liberalität, die der gelebte Islam auch bedeutete, und zwar ganz grob zwischen der vorletzten Jahrtausendwende und der Aufklärung. Er kam zwar schon immer durch das Schwert, aber richtig ist: er war liberal, er war tolerant – verglichen mit dem, was sich in Europa im Mittelalter und jedenfalls bis zur Reformation in Europa sonst so abspielte. Und: die katholische Kirche war nun nicht gerade der Hort der Gedankenfreiheit. Alles richtig – so war es. Aber wie auch immer es war, relevant ist, wie es heute ist. Die Ägypter haben heute nicht mehr das, was man die voranleuchtende Hochkultur der Menschheit nennen könnte, die Griechen versorgen die Welt nicht mehr mit begnadeten Redner und Philosophen, die Römer nicht mehr mit einem formidablen Staatswesen – und der gelebte Islam ist heute alles andere als liberal, tolerant oder was ihm sonst noch zugeschrieben werden mag. Das liegt eben daran, daß die islamische Welt keine Aufklärung kennt – die bei uns mindestens ebensosehr Wurzel unserer Kultur (und auch des GG) ist wie eine Religion.
Als Goethe von Orient und Okzident schrieb, war hier noch vieles muffig, was dort noch libertär gehandhabt wurde. Richtig. Hier ist der Muff inzwischen verflogen – dort ist er angekommen.
Es gibt zweifelsohne Zusammenhänge zwischen sozialer Entwurzelung und Armut einerseits und Delikthäufigkeit andererseits. Aber es ist doch auch richtig, daß die Delinquenz gewisser Zuwanderergruppen weitaus höher ist (und ich spreche nicht von ausländerrechtlichen Straftaten) als die anderer oder der Deutschen bzw. der Nicht-Moslems. Ob diese Gruppe nun häufiger Straftaten begeht, weil sie überproportional unterprivilegiert ist, oder ob sie deswegen unterprivilegiert ist, weil sie sich nicht integriert, oder ob sie sich nicht integriert, weil sie darauf wartet, daß sich die Gesellschaft ihnen anpaßt anstatt umgekehrt, ist doch völlig gleichgültig (jedenfalls für das hier behandelte Thema). Egal, ob man zehn männliche Nichtstuer in der Fußgängerzone sieht, die sich schlecht benehmen, oder ob man in Statistiken sieht – das Ergebnis dürfte das gleiche sein: Moslems sind schlecht integriert, weil sie diese Gesellschaft innerlich sehr häufig ablehnen. (Natürlich: Nicht DIE Moslems sind schlecht integriert, sondern: Zu viele Moslems sind schlecht integriert – aber zuweilen ist eben zu verkürzen, um den Kern nicht durch allzu saubere Formulierung im Nebel der Worte unsichtbar werden zu lassen.
Das mit den Koran-Suren, mit denen immer gerne um sich geworfen wird, ist ein weiterer und typischer Apologeten-Unfug. Diese schönen Worte, die da genannt worden und die da belegen sollen, daß der Islam friedfertig ist und auch Andersgläubigen oder Abfallenden gegenüber Toleranz übt, hat vielleicht auch eine arme Sau im Sudan seinen ‘Richtern’ vorgehalten, die ihn wegen Glaubensabfall hinrichten ließen – na und? Es hat ihm nichts geholfen. Religion beruht auf Schrift, und in den Schriften findet sich so manches. Maßgeblich aber ist, was gelebt wird. Wer hat schon Lust auf eine Diskussion mit einem moslemischen Familienvater, dessen Tochter einen ‘Goj’ heiraten will?
Es gibt solche Suren im Koran – angeblich Sure 5, Vers 47-51 und Sure 2, Vers 62. Die kann man mit Müh‘ und Not im obengenannten Sinne interpretieren. Was aber hilft einem das, wenn es nicht gelebt wird? Genau: gar nichts.
Wenn von Seiten des Islam(ismus)-Apologeten gefordert wird, zwischen dem Islam als solchem und den Moslems zu unterscheiden, also nicht Politik, Religion und den Menschen als Einheit zu begreifen, so ist dem zu widersprechen. Erstens geht das immer in gewissem Maße ineinander über. Zweitens aber: Der Islam – nicht nur, aber vor allem – ist es, der hier keinen Unterschied macht. Der Islam ist Gesetz und Glaube – diesen Anspruch hat er, diese Wirklichkeit hat er in vielen Ländern. Ich erkenne ihm den Status der Religion zu, fordere aber von ihm (also: von seinen Gläubigen), sich aus den weltlichen Dingen insoweit herauszuhalten, als er den Primat der freiheitlich-demokratischen Grundordnung gefälligst – jawohl: gefälligst anzuerkennen hat. Wenn also der Islam sich selbst nicht nur so umfassend sieht (das wäre noch egal), sondern sich auch umfassend betätigt, dann muß er es sich auch gefallen lassen, so angesprochen zu werden.
Angeblich ergab eine Gallup-Umfrage, daß nur jeder siebte Moslem die Terroranschläge vom 11.9. begrüßte. Aber: Jeder kann alles mit einer Umfrage belegen. Das sind nur Blähungen, Pseudo-Beweise. Wie ein dummer Angeklagter vor Gericht, der glaubt, dadurch überzeugen zu können, daß er fragt: “Aber wieso hätte ich das denn tun sollen?” oder “So dumm bin ich nun wirklich nicht, daß ich…”. Mich interessiert nicht, was Menschen in Umfragen absondern. Erstens sind sie nicht normativ, entspringen keiner exakten Wissenschaft. Zweitens entfalten sie keinerlei Bindungswirkung. Drittens sind sie käuflich. Es sollen also nur sieben Prozent aller Muslims der Meinung sein, der 11.9. sei „gerechtfertigt“. Nur? Sancta simplicitas. Das sind dann also etwa rund 100 Millionen. Aber die anderen 1,4 Milliarden waren und sind ja nicht alle gegen islamistischen Terror – sie sind teilweise nur nicht völlig damit einverstanden, sondern eben nur ein bißchen einverstanden. In Ramallah liefen sie jubilierend durch die Straßen, sogar die Türken und Araber hier äußerten sich häufig nach dem Motto “ist schon heftig, aber die Amis haben das mal gebraucht” und dergleichen. Angeblich, so wird behauptet, bewundern Muslime am Westen vor allem Freiheit und Demokratie. Mögen Muslime am Westen dieses oder jenes gut finden, das ist ein Blatt. Ein anderes ist es, wie sie, wenn sie hier sind, dafür einstehen, sich integrieren. Wer aus dieser Gruppe liest eine örtliche Tageszeitung? Wer aus dieser Gruppe erzieht seine Kinder “liberal” – also beispielsweise mit dem Recht, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es wollen – vielleicht sogar seine Töchter? Viel zu wenige. Und darin liegt ein massives Problem.
Da mag mich die „tageszeitung“ oder das nun wirklich selbst für GEW-Mitglieder kaum noch erträgliche Feuilleton der SZ über die “Staatstreue” der hier lebenden Muslime aufklären. Ich, wir brauchen: Organisationen von Moslems, die sich um moslemische Mädchen kümmern, die unfrei gehalten, zwangsverheiratet, ihrer Klitoris beschnitten werden – und die auch Unterstützung aus der islamischen Community erhalten und nicht nur von der taz bejubelt werden, ich brauche moslemische Schwulen-Vereine (die nicht, wie jener Berliner Fußball-Club, sofort einen Rückzieher machen, sobald sie mit einem Preis für Toleranz ausgezeichnet werden), ich brauche moslemische Frauen, die sich – natürlich ohne Schleier – für den Stern photographieren lassen mit den Worten “Ich habe abgetrieben”, ich brauche Moslems, deren Ehre in ihrer Person liegt und nicht in abartigen Moralvorstellungen, ich brauche Moslems, die im Hier und Jetzt ankommen. Ich wünsche allen Betroffenen eine gute Reise in die hier gelebte Realität. Ich sage aber auch, daß diese Reise in die Realität alsbald angetreten werden muß, da sich die Realität ansonsten verändern wird. Nicht zum Besseren.
Der Islam in Deutschland hat kein Recht, zu einem nicht kleinen Teil eine Art fünfter Kolonne zu werden – wenn etwa Erdogan in Köln die Türken in Deutschland dazu aufruft, sich der Integration zu widersetzen, denn: „Integration ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ (http://www.welt.de/politik/article1667878/Integration_heisst_nicht_Zwangsgermanisierung.html).
Das ist es, wessen wir wieder frei werden müssen.
Es mag jeder in seiner Weise beten. Wer mir aber erzählen will, daß wir anders als bisher leben sollen, damit seine Community, seine Religion damit zufrieden ist, der ist hier in mehrfacher Hinsicht fehl am Platze.